Ausgabe Oktober | November 2018

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AUSZUG AUS DEM INHALT:

IM BLICKPUNKT
Neues AgBB-Schema zur Bewertung von Bauproduktemissionen
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB), dem u. a. das UBA sowie Bundes- und Landesbehörden angehören, hat sein Bewertungsschema aktualisiert und neue Erkenntnisse einfließen lassen.

bauschaden-Fachtagung 2018: Erdberührte Bauteile im Fokus
Im Bestand gehören Feuchteschäden an erdberührten Bauteilen zu den häufigsten Schadensbildern. Warum das so ist und wie die Abdichtung, Standsicherheit und Dämmung erdberührter Bauteile für eine hochwertige Nutzung ertüchtigt werden können, beantwortet die bauschaden-Fachtagung am 29. November in Hannover.

AM OBJEKT
Massiv gerissen
Risse treten neben Feuchteschäden vermutlich als häufigster Mangel an Bauwerken auf. Oft sind sie zwar optisch störend, haben aber (bei zeitnaher Instandsetzung) nur geringe Auswirkungen auf die Konstruktion. Anders ist das bei Rissen, die das Tragwerk betreffen. An vier exemplarischen Fallbeispielen wird gezeigt, wie sich die Risse auf das Bauwerk auswirken und welche Verursacher dahinterstecken.

Schwindrisse, Sackrisse & Co.
Risse im Außenputz bilden sich manchmal erst Jahre nach dem Bau oder einer Sanierung. Bei der Ursachenermittlung ist es wichtig, auch unter den „Putz“ zu sehen, um der Rissentstehung auf den Grund zu gehen, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Instandsetzung mit Betoninnenwanne
Im Rahmen des Neubaus eines Einfamilienhauses mit Teilkeller kam es aufgrund technischer Mängel an der Weißen Wanne zu undichten Stellen am Betonkeller. Da es sich um einen Teilkeller mit Lastfall „drückendes Wasser“ handelte, wurde
der Schaden mit einer besonderen Konstruktion beseitigt.

ZUR SANIERUNG
Erst analysieren, dann instand setzen
Für die Planung und Durchführung einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Instandsetzung von Rissen in Putzoberflächen müssen die Risse und deren Ursachen jeweils im Einzelfall analysiert werden. Erst nach Feststellung der Rissursachen
kann eine fach- und sachgerecht geplante und ausgeführte Instandsetzung den erwünschten Erfolg bringen.

IM DETAIL
Klein, fein und gemein
Die Frage, ob ein Riss einen Mangel darstellt, wird im Allgemeinen über dessen Breite beantwortet. Das mag bei der optischen Bewertung nachvollziehbar sein, doch wenn es um die technische Bewertung geht, ist das Maß der Rissbreite
allein nicht hilfreich. Letztendlich kommt es darauf an, ob ein Schaden zu erwarten ist. Und das wiederum hängt nicht von der Rissbreite ab, sondern von der Wasseraufnahme des gerissenen Systems bzw. des Putzes einschließlich der
Farbbeschichtung. Damit wird deutlich, dass eine technische Rissbewertung ohne Analyse des Putz-/Farbsystems nicht möglich ist. Nachfolgend wird über die Zusammenhänge zwischen Fassadenrissen und Wasserhaushalt berichtet.

Rissvermeidung von Anfang an
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) gibt es seit den 60er Jahren. In den vergangenen 50 Jahren hat sich an diesem System viel verändert. So wurde anfangs zu Kleber und Unterputz Portlandzement gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass sowohl Kleber als auch Unterputz nicht elastisch genug waren, und es kam zu Abrissen. Durch die spätere Verwendung von kunstharzmodifiziertem Kleber konnte dies umgangen werden. Seitdem ist das WDVS, fachgerecht verarbeitet, ein bewährtes System. Trotzdem treten immer wieder Schäden auf, häufig in Form von Rissen. Die Frage ist daher: Wie ist ein Wärmedämm-Verbundsystem „rissfrei“ herstellbar?

ZUR BEURTEILUNG
Rissbilder unvermeidbar
Rissbildung ist im Stahlbetonbau unter Einwirkung von Zugspannungen nahezu unvermeidbar. Risse können aber auch eine Gefahr für das Bauwerk sein, da sie die Dauerhaftigkeit und Ästhetik mitunter stark beeinträchtigen. Wie soll man mit gerissenen Bauteilen im Toleranzbereich zwischen berechneten und gemessenen Rissbreiten umgehen?

Sind die Risse größer geworden?
Rissbilder in Putzflächen unterliegen einer Entwicklung, da sich die Untergründe, Arten, Zusammensetzung und Verarbeitung von Putzen im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Dieser Beitrag soll einen kurzen Überblick über die Entwicklung geben. Auffällig ist, dass heutige Risse in Putzflächen oft schon früh nach der Fertigstellung des Putzes entstehen.

Abgehoben oder abgesackt
Aufgrund von Setzungen und Sackungen kommt es bei Bauwerken oftmals zur Rissbildung. Die Ursachen sind dabei vielfältig. Um beurteilen zu können, welcher Auslöser den Rissen zugrunde liegt, ist es entscheidend, die möglichen Ursachen zu kennen und diese richtig zu beurteilen.

IM STREITFALL
Nur ein Schöhnheitsfehler?
Optische Mängel werden in der Baupraxis oft als „Schönheitsfehler“ bezeichnet. Das ist möglicherweise der Grund dafür, dass die Meinung weit verbreitet ist, ein Auftragnehmer hafte nur für technische Mängel, nicht aber für optische. Diese Meinung ist jedoch trügerisch.

Unvermeidbares?

Auf die Naturkräfte, die bei uns üblicherweise auf Gebäude einwirken, geben die Eurocodes und andere Regelwerke eine Antwort (sogar für erdbebengefährdete Gebiete). Unauffällige Bäche, die sich durch Starkregen in reißende Flüsse verwandeln, bleiben hierin jedoch eine unberücksichtigte Ausnahme, wodurch das Bauen in den betroffenen Gebieten bezahlbar bleibt. Dasselbe gilt für Orkane – oder auch Erdfälle, mit denen v. a. in einigen Regionen Thüringens und Norddeutschlands sowie am Südrand des Harzes zu rechnen ist.

Zwei der größten Erdfälle der letzten Zeit ereigneten sich 2010 und 2016 in Thüringen. In Schmalkalden verschluckte 2010 ein nach Schätzungen 30 mal 30 m breiter und 20 m tiefer Krater eine Straße. Anwohner wurden nicht verletzt. Neun angrenzende Gebäude mussten jedoch vorübergehend evakuiert werden, da sie tiefe Risse an ihren Fassaden zeigten. Wenn auch sanierungsbedürftig, konnten alle Gebäude wieder bezogen werden. Der Erdfall wurde verfüllt und steht unter Beobachtung.

An einem Februarabend im Jahr 2016 verschwanden dann in Nordhausen Teile eines gepflasterten Hofs und eines Verwaltungsgebäudes in einem ca. 30 m breiten und geschätzt 40 bis 50 m tiefen Erdfall. Auch hier kamen keine Menschen zu Schaden. Das noch immer offene Loch ist bis 6 m unter Geländeniveau mit Bauschutt, Erdreich und Grundwasser gefüllt. Weitere Absackungen sind für die nächsten Jahre nicht auszuschließen und werden beobachtet.

Im aktuellen Jahr sind keine größeren Erdfälle bekannt geworden. Dennoch gab es zahlreiche Meldungen über Gebäude, die mit Setzungen zu kämpfen haben. Als Ursache wurden besonders trockene Böden und ein niedriger Grundwasserspiegel vermutet. Wie sich diese und andere Ursachen von Baugrundveränderungen beurteilen lassen, zeigt ein Beitrag ab Seite 48. Aber nicht nur besonders auffällige Risse (wie z. B. ab Seite 7 beschrieben) sind technisch problematisch. Selbst kleinste Haarrisse in der Fassade können sich zum Mangel entwickeln. Warum? Das lesen Sie ab Seite 28.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Anke Jahn
Chefredakteurin „der bauschaden“