Ausgabe Dezember 2013 | Januar 2014

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AUSZUG AUS DEM INHALT:

IM BLICKPUNKT
DCONex 2014 – Schadstoffe und Altlasten sicher beherrschen
Die Fachmesse DCONex und das zugehörige Kongressprogramm beleuchten im Januar 2014 wichtige Aspekte der Schadstoff- und Altlastensanierung. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Gelegenheiten für den Erfahrungsaustausch.

Bundesregierung verabschiedet neue Energieeinsparverordnung
Die Bundesregierung hat am 16. Oktober die Novelle zur Energieeinsparverordnung (EnEV) mit den vom Bundesrat vorgesehenen Änderungen beschlossen.
Kernelement der Novelle ist eine Anhebung der Effizienzanforderungen für Neubauten um einmalig 25 % ab 01.01.2016. Bestandsgebäude sind von diesen Verschärfungen ausgenommen. Zudem wird die Bedeutung des Energieausweises gestärkt.

Weltweites „Aus“ für Flammschutzmittel HBCD
Für das Flammschutzmittel HBCD wird ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot eingeführt. Der Stoff wird in der Stockholmer Konvention über persistente organische Schadstoffe, kurz POPs, aufgenommen.

Software soll Schäden bei Abbruch und Rückbau reduzieren
Wenn Häuser abgerissen werden, ist das eine staubige, laute und riskante Sache für Mensch und Umwelt. Bisher sei die Höhe der Belastungen durch Lärm, Staub und Erschütterungen nicht ausreichend untersucht, sagt Frank Schultmann, Leiter des Deutsch-Französischen Instituts für Umweltforschung (DFIU) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Um den negativen Einfluss auf Mensch und Umwelt zu verringern, wollen wir die Belastungen systematisch erfassen und so umweltfreundliche Methoden entwickeln.“ In der ersten Phase eines Modellprojekts der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) seien bereits Messungen durchgeführt, sei ein Konzept für eine Datenbank erstellt worden, die aufzeige, welche Maschinen und Schutzmaßnahmen sich für Arbeiten an unterschiedlichen Gebäudetypen eignen. Nun soll eine Software entwickelt werden, die aus den Rohdaten ermittelt, welche Verfahren Belastungen beim jeweiligen Rückbau verringern.

AM OBJEKT
Wasserrohr mit Tücken
Im Vormauerschacht einer Büroeinheit musste ein verstopftes Abwasserrohr geöffnet werden. Dies führte zu einer massiven Kontamination mit Asbestfasern, da zu spät erkannt wurde, dass das Rohr aus Asbestfaserzement bestand. Eine umfangreiche Reinigung der Büroräume wurde notwendig.

Desinfiziert ist nicht saniert
Immer wieder begegnen wir so genannten „Schimmelpilzsanierungen“, bei denen die Anwendung von Desinfektionsmitteln und die Wiederherstellung der sichtbaren Oberflächen als „fachgerecht“ dargestellt wird. Wirklich fachgerecht ist dagegen nur die tatsächliche Entfernung von mikrobiellen Bestandteilen, was i. d. R. einen Rückbau von betroffenen Bauteilen bedeutet.

ZUR SANIERUNG
DDT im Dach
Neben baulich-konstruktiven Mängeln und Schäden durch Holz zerstörende Organismen spielen Schadstoffe in Holzkonstruktionen eine zunehmende Rolle. Ein Beispiel zeigt, wie zunächst die DDT-Belastung eines historischen Dachstuhls gesenkt werden musste, damit die eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen konnten.

Unbekanntes Wesen
Beim Fogging handelt es sich um ein modernes Phänomen. Erst seit Mitte der 90er-Jahre tritt es vermehrt auf. Die genauen Ursachen liegen noch immer im Dunkeln. Trotzdem müssen für diesen Mangel Sanierungslösungen gefunden werden.

IM DETAIL
Beurteilen, informieren, planen
Beim Umgang mit Schadstoffen wie Asbest, PCB oder Dioxinen steht der Gesundheitsschutz aller Beteiligten an erster Stelle. Bei einer Schadstoffsanierung in Innenräumen müssen daher von Anfang an wirksame und praktikable Maßnahmen festgelegt werden.

ZUR BEURTEILUNG
Eingebautes Risiko
Einige Bauprodukte enthalten nach wie vor Substanzen, die als Schadstoffe gelten. In Innenräumen belasten sie die Raumluft und verursachen Gesundheitsschäden. Wir stellen die häufigsten Substanzen vor und geben Tipps zum richtigen Umgang.

Gesucht und gefunden
In den 50er- bis 80er-Jahren wurden Asbest, PCB und PAK noch in vielen Baustoffen und Bauteilen eingesetzt. Wir zeigen, wo sich diese Schadstoffe am häufigsten verstecken.

NEUE REGELN
Mit Hand und Fuß
Wie auch Gebäude oder Ingenieurbauwerke müssen Schadstoffsanierungen von Anfang an sorgfältig geplant werden. Die neue VDI/GVSS Richtlinie 6202 Blatt 1 gibt hierfür wichtige Anhaltspunkte. Welche Planungsschritte und -ergebnisse die VDI fordert, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

IM STREITFALL
Schadstoffe im Angebot
In Ausschreibungen fehlen oft Angaben zur genauen Beschaffenheit des Baugrunds. Werden später Schadstoffe darin gefunden, muss der Erdaushub fachgerecht deponiert werden. Das verursacht Kosten – und den wiederkehrenden Streit darüber, ob diese vom Angebot gedeckt sind.

Vorsicht ist geboten

Für Studien und Forschung kann man so einiges aufs Spiel setzen. Aber gilt das auch für Leib und Leben?

Gastwissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen haben diese Frage im Sommer mit „Nein“ beantwortet. Schon lange war dort der Sanierungsbedarf der Philosophischen Fakultät – einem Gebäude aus den 50er-Jahren – bekannt. Als nach wiederholten Zwischenfällen im Juli diesen Jahres Putzbrocken einer maroden Decke den Schreibtisch eines Mitarbeiters begruben, war das Maß voll. Wer flüchten konnte, ging – und zwar möglichst nach Hause. Denn in den „Philosophentürmen“ und anderen Gebäuden der Universität drohen nun auch PCB, Asbest und Schimmelpilzbefall den Studienbetrieb zu behindern. Da aber Raumluftmessungen bisher zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen sind, hoffen die Mitarbeiter, dass „… dank der undichten Fenster überall die Konzentration in der Atemluft zu gering war, um Schäden anzurichten“, so die Süddeutsche Zeitung.[1]

Bei der Uni Erlangen handelt es sich zwar um ein prominentes Beispiel, jedoch keineswegs um eine Ausnahme: In den 50er- bis 80er-Jahren hielten zahlreiche Substanzen Einzug in Schulen, Büros oder Einkaufszentren, die heute als krebserregend und erbgutverändernd eingestuft werden. Als damaliges Wundermittel des Brand- oder Feuchteschutzes haben sie sich so gut in Bauteilen, Baustoffen oder Baumaterialien versteckt, dass sie uns noch heute zu schaffen machen. Dabei stellen nicht die offensichtlichen Schadstoffquellen wie Fassadenelemente oder Brandschutzverkleidungen das Kernproblem dar – diese werden hinreichend erkannt. Kritisch sind eher Stoffe wie PCB, DDT oder PAK, die in Fugendichtungen, Klebstoffen oder Holzkonstruktionen lauern. Oft zeigt hier erst die Analyse von Materialproben, ob betroffene Gebäude gefahrlos nutz- und sanierbar sind.

Vorsicht ist also geboten. Ihren Blick schärfen Sie mit den Beiträgen auf den nächsten Seiten, die neben dem Auffinden von Schadstoffen auch einen Schwerpunkt auf deren Sanierung legen. Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen

Anke Jahn
Redaktion „der abuschaden“

[1] Scherf, Martina: „Wegen Lebensgefahr geschlossen“, in: Süddeutsche Zeitung v. 31.10.2013, abgerufen am 25.11.13 unter: http://sz.de/1.1807786.