Ausgabe Oktober | November 2021

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AUSZUG AUS DEM INHALT:

IM BLICKPUNKT
Wie können Steildächer zeitgemäß modernisiert werden? Antworten will die bauschaden-Fachtagung 2021 geben
Kein Patent auf Schimmelpilzsuche in Innenräumen

Forschungsprojekt „RadonVent“ – Dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung senkt Radonaktivitätskonzentration in Innenräumen
In Radon-Vorsorgegebieten gelten gemäß Strahlenschutzgesetz seit 2020 erstmals Regelungen zum Schutz vor Radon in Gebäuden mit Aufenthaltsräumen wie Wohnungen, Schulen sowie an Arbeitsplätzen. Das radioaktive Edelgas Radon-222 ist vom Menschen nicht wahrnehmbar und kann langfristig Lungenkrebs auslösen. Forscher der inVENTer GmbH untersuchen in Zusammenarbeit u. a. mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) die Effektivität dezentraler Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung beim Abbau der Radonaktivitätskonzentration in der Raumluft.

AM OBJEKT
Die unsichtbare Gefahr – Bewertung von Ursachen sowie Sanierungsmöglichkeiten bei erhöhter Radonkonzentration in einem Einfamilienhaus
Ein Hauseigentümer führte auf eigene Faust Radonmessungen in seinem Eigenheim durch und stellte dabei erhöhte Becquerelwerte fest. Das Hinzuziehen einer Radonfachperson sollte Klarheit über die Eintrittspfade sowie die tatsächliche Radonkonzentration im Gebäude bringen.

Radonsanierung eines Kindergartens – Im Zuge einer Kernsanierung wurde auch der Radonschutz in das Gebäude integriert
In einem Kindergarten wurden hohe Radonmesswerte in der Innenraumluft gemessen. Geeignete Radonschutzmaßnahmen sollten im Zuge einer Generalsanierung und eines neuen Anbaus integriert werden. Hierfür wurde eine Spezial-Unterbodenabsaugung installiert.

Hauswand weggespült – Starkregen verursacht Unterspülungen an Mehrfamilienhaus
Hohe Mengen Niederschlagswasser haben in diesem Fall „die Kurve nicht gekriegt“ und sich einen eigenen Weg gesucht. Sie rissen einen Parkplatz samt Fahrzeugen und die Kelleraußenwand eines Gebäudes mit. Dabei wurde ein solches Volumen an Baugrund umgelagert, dass die Standsicherheit des Gebäudes bedroht war.

ZUR SANIERUNG
Besenrein ist nicht genug – Hinweise zur Feinreinigung im Zuge einer Schimmelpilzsanierung
Bleibt ein Durchfeuchtungsschaden längere Zeit unentdeckt, kommt es fast unvermeidlich zu einem Schimmelpilzbefall am feuchten Material. Die notwendigen Sanierungsarbeiten, die ein solcher Schimmelschaden dann nach sich ziehen kann, sind im Vergleich zur Reparatur der eigentlichen Ursache für den Wasseraustritt oftmals weitaus umfangreicher, zeitaufwendiger und nicht zuletzt wesentlich teurer.

Reinigen statt Demontieren – Regelmäßiges Reinigen und Sanieren von RLT- und Lüftungsanlagen als wirtschaftlichere Lösung
Obwohl die regelmäßige Reinigung der Luftleitungssysteme von RLT- und Lüftungsanlagen vorgeschrieben ist, wurde sie bisher oft vernachlässigt. Die Folgen sind Anlagen, die in puncto Gesundheit, Energieeffizienz, Betriebskosten und Brandschutz irgendwann so bedenklich sind, dass sie saniert oder de- und neu montiert werden müssen. Warum und unter welchen Voraussetzungen eine Sanierung die wirtschaftlichere Lösung ist, zeigt ein Beispiel aus der Praxis.

IM HANDEL
Mängel mobil managen – Was leisten Baudokumentations-Apps?
Die Dokumentation des Bauablaufs wird immer wichtiger. Kommt es bei der Bauausführung zu Mängeln, können Planer und Bauleiter eventuellen Haftungsforderungen nur dann erfolgreich begegnen, wenn Baustellenaktivitäten möglichst lückenlos dokumentiert wurden. Mit herkömmlichen Mitteln ist das aufwendig und nicht mehr zeitgemäß. Wer statt Bleistift und Papier eine Smartphone- oder Tablett-App einsetzt, reduziert den dafür notwendigen Zeit- und Arbeitsaufwand und vermeidet Medienbrüche. Doch was können gängige Anwendungen und wie unterscheiden sie sich?

IM DETAIL
Umstrittenes Hilfsmittel – Wie Biozide im Baumaterialschutz und der Fassade wirken
Biozide sind im Bausektor umstrittene, notwendige und manchmal unbeachtete Teile für den oft komplexen Lebensweg eines Bauwerks. Diese Präparate kommen in der Fertigung von Bauteilen und in Materialen vor, sind aber auch in der Anwendung zu finden und werden ebenfalls bei Sanierungen bei Bedarf eingesetzt. Ebenso können Biozide eine Belastungsquelle im Bestand darstellen. Deshalb soll in diesem Beitrag Licht auf die Anwendungen, deren Stärken und Schwächen sowie auf den rechtlichen Hintergrund geworfen werden. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auch auf Fassaden gelegt werden.

Hygienerisiko oder Hype? – Legionellen in kaltgehenden Trinkwasser-Installationen
Als 2011 in die Trinkwasserverordnung der technische Maßnahmenwert für Legionellen aufgenommen wurde, konzentrierte sich die Fachwelt aus gutem Grund auf die Hygienerisiken in Trinkwasser-Warm-Zirkulationen. Aktuell werden aber zunehmend Legionellenbefunde in kaltgehenden Trinkwasser-Installationen thematisiert. Dass hiervon eine Gesundheitsgefahr für die Nutzer ausgeht, ist allerdings kein neuer Verdacht: Verschiedene Studien und Untersuchungen haben inzwischen das Verständnis für die Problematik erweitert. Daraus lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen für Planer und Fachhandwerker ableiten.

ZUR BEURTEILUNG
Wenn Schimmel krank macht – Wirkung und Messung von Mykotoxinen in der Innenraumluft
Schimmel in Gebäuden assoziiert man nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der Gesellschaft mit einer Gefahr für die Gesundheit von Bewohnern. Für Schimmelpilze ist keine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Konzentration und gesundheitlichen Auswirkungen bekannt, daher gibt es in der Praxis keine Grenz- und Richtwerte für Oberflächen- und Innenraumluftbelastungen. Sachverständige bedienen sich üblicherweise bei der Interpretation von Prüfergebnissen einer vorliegenden Kontamination aus wissenschaftlichen Erkenntnissen oder an Erfahrungswerten von technisch-wissenschaftlichen Organisationen. Die von amtlicher Seite veröffentlichten Leitfäden bieten hierzu keine eindeutige Lösung in Form von gültigen Wertebereichen an.

NEUE REGELN
Grundwasser, Sickerwasser, Stauwasser? – Wassereinwirkungen auf erdberührte Bauwerksflächen
Nach DIN 18533-1 ist in einem wenig durchlässigen Baugrund ohne Dränung auch für den Fall eines unterhalb der Bauwerkssohle anstehenden Bemessungsgrundwasserstands eine Beanspruchung der erdberührten Bauwerksteile durch Stauwasser anzunehmen. Dabei ist ein hydrostatischer Wasserdruck von der Geländeoberfläche bis zur Bauwerksunterkante zu berücksichtigen. Deshalb werden häufig auch bei einer Bauwerkssohle oberhalb des Grundwasserspiegels eine Abdichtung und eine statische Auslegung der erdberührten Wände und Bodenplatten gegen Druckwasser gefordert, da eine Einleitung von Dränwasser in die öffentliche Kanalisation oft nicht zugelassen wird. Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine Berücksichtigung von Stauwasser bei differenzierter Betrachtung der Einflussfaktoren auch ohne Dränung oft nicht erforderlich ist. Dies soll im Rahmen der aktuell laufenden Überarbeitung der DIN 4095 herausgearbeitet werden.

IM STREITFALL
Vorsorge und Vermeidung – Haftung für Schadstoffe am Gebäude und im Boden
Die Verwendung schadstofffreier oder sogar ökologischer Baustoffe ist im Bewusstsein von Bauherren heute fest verankert. Ein gesteigerter Sinn für Gesundheit und Umwelt, genährt durch gestiegene Ansprüche und in der Vergangenheit bekannt gewordene Schadensrisiken, hat hierzu geführt. Die Umsetzung dieser Forderung bereitet allerdings oft Schwierigkeiten. So bestehen Risiken nicht nur bei den Baustoffen im Bestand, sondern auch bei Schadstoffen im Boden (Altlasten).

Schadstofffrei im Neubau?

Schadstoffe können heutzutage in fast allen Industrieprodukten enthalten sein, auch wenn wir uns das oft nicht bewusst machen bzw. uns darauf verlassen, dass in Europa mehrheitlich schadstofffreie Produkte in Umlauf sind. Besonders oft geprüft und beanstandet werden jedoch Kinderspielzeuge, Möbel oder Elektrogeräte. Vor zwei Jahren fielen fast alle Ferngläser in einem Testbericht der Stiftung Warentest durch – nicht wegen mangelhafter optischer Qualität, sondern erhöhter PAK-Gehalte an Augenmuscheln oder Griffen.

Auch Bauprodukte bzw. -stoffe sind nicht von dieser Problematik ausgenommen. So gehören zu den „moderneren“ Schadstoffen Biozide in Farben und Putz, VOC z. B. aus Lacken, Farben, Klebern und Kunststoffen, Flammschutzmitteln und viele mehr. Hinzu kommen Radon sowie biologische Belastungen z. B. aus Schimmel oder Legionellen. Oft werden im Einzelnen keine Richt- oder Grenzwerte – sofern überhaupt vorhanden – überschritten. Als problematisch betrachten Baubiologen jedoch Stoffgemische, insbesondere, da wir uns einen Großteil des Tages in Innenräumen aufhalten. Hier können sich in modernen Gebäuden bei falscher oder mangelnder Lüftung schnell höhere Konzentrationen verschiedenster Stoffe ansammeln.

Lösen solche Belastungen konkrete Krankheitsbilder wie Allergien oder eine Legionellose aus, spricht man von einer Building Related Illness. Abzugrenzen ist diese vom sogenannten Sick Building Syndrome, einer Reihe von Symptomen, unter denen viele Personen leiden, die sich (zu) viel in Innenräumen aufhalten, z. B. tränende Augen, gereizte Schleimhäute, Kopfschmerzen. Diese Beschwerden konnten trotz einschlägiger Studien (wie der Pro-KlimA-Studie) bisher keinen konkreten Ursachen zugeordnet werden. Insgesamt erscheint es sehr schwer, sich im Alltagsleben Schadstoffbelastungen zu entziehen. Für einige Probleme gibt es mittlerweile jedoch bewährte Lösungen, auch dank eines gestiegenen Bewusstseins aufseiten der Bauherren und Bauprofis. Was machbar ist z. B. in Bezug auf Radon, Schimmelbefall oder Legionellen, lesen Sie in dieser Ausgabe.

Viel Erfolg für die Schadstoffbeseitigung und -vermeidung wünscht Ihnen

Anke Jahn
Chefredakteurin „der bauschaden“