Im Blickpunkt

bauschaden-Fachtagung im April 2022 mit Fokus auf WDVS

Text: Anke Jahn | Foto (Header): © Ingo Bartussek ‒ stock.adobe.com

Auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer vergangener bauschaden-Fachtagungen liegt der Schwerpunkt im Jahr 2022 auf „Wärmedämm-Verbundsystemen im Detail“. Coronabedingt findet die Tagung am 7. April erneut als Online-Live-Veranstaltung statt.

Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) gehören zu den am häufigsten ausgeführten Fassadensystemen. Die Systeme sind seit ca. 60 Jahren im Einsatz und erlebten ihre erste größere Verbreitung nach Einführung der Wärmeschutzverordnung Ende der 1970er-Jahre. Dementsprechend sind Schäden schon aufgrund des Alters der Systeme häufig im Bestand zu finden. Doch auch an modernen WDVS-Fassaden zählen Risse im Putz, Unebenheiten, Undichtheiten an den Anschlüssen oder optische Unregelmäßigkeiten der Fassade zu den häufig bemängelten Schadensbildern, wie Studien des Instituts für Bauforschung immer wieder belegen.

 

Schäden und Instandsetzung im Mittelpunkt der bauschaden-Fachtagung

Die bauschaden-Fachtagung 2022 stellt typische Schadensbilder an Putz auf WDVS sowie an Durchdringungen bzw. Anschlüssen vor. Dies soll Praktiker bei der Einschätzung dieser Schäden und Mängel unterstützen, aber auch für anspruchsvolle Details sensibilisieren. Auch die Planung und Ausführung sollen nicht zu kurz kommen mit Vorträgen zur Befestigung von Dämmplatten, zum Brandschutz und zur Instandsetzung von WDVS z. B. durch Aufdopplung.

Die Tagung findet am 7. April 2022 als Online-Live-Veranstaltung über die Plattform Zoom statt. Sie ist mit einer Dauer von 7 Fortbildungsstunden à 45 Minuten angesetzt. Zu den namhaften Referenten gehören u. a. Dipl.-Ing. Harry Luik, Walter Felder, Anja Weigel, Dr. Bodo Buecher sowie Kay Beyen.

 

Fachwissen und Schadensbilder

In insgesamt sechs Vorträgen geben die Referenten ihr Fachwissen weiter, untermauert mit typischen Schadensbildern. Dabei erwarten die Teilnehmer folgende Inhalte:

 

Risse im Putz auf WDVS – Schadensbilder und typische Rissursachen

Schaden oder Mangel? Risse an Fassaden sind ein großer Streitfaktor und immer wieder stellt sich die Frage nach der Mangelhaftigkeit. Allein Rissbreiten zu messen, ist dabei nicht zielführend. Vielmehr sind die Ursachen von Rissen zu ermitteln, um bewerten zu können, ob die Mechanismen üblicher Art, sichtbar und hinnehmbar oder gar unsichtbar und in hohem Maße problematisch sind.

Dazu sind nicht nur Ausprägungen, Formen und Logik der Rissbilder zu lesen, sondern auch die Auswirklungen auf das Putzsystem festzustellen. Anhand von Praxisbeispielen werden im Vortrag die Vorgehensweise bei der Ursachenforschung und die Differenzierung untereinander behandelt, sowie mögliche Instandsetzungsmöglichkeiten und deren Grenzen aufgezeigt.

 

Typische und immer wiederkehrende Schäden an Wärmedämm-Verbundsystemen vom Sockel bis zum Dachrand

Der Vortrag stellt typische und immer wiederkehrende Schäden an Wärmedämm-Verbundsystemen vor. Diese Schäden resultieren meist aus einer unzureichenden Planung und Koordination in Verbindung mit einer nicht fachgerechten handwerklichen Ausführung. So sollen vor allem Schäden durch fehlenden oder unzureichenden Feuchteschutz im erdberührten Bereich, schadensträchtige Anschlüsse an Fenstern, Fensterbänken und Verblechungen, Unzulänglichkeiten beim Putzsystem sowie mögliche Ursachen für Enthaftungen bei Wärmedämm-Verbundsystemen beleuchtet werden.

 

„Wie es Euch gefällt“
Optische Mängel an Außenputz und WDVS – Kriterien zur Bewertung und Beurteilung vor Ort

Auch wenn technische Mängel an einem Wärmedämm-Verbundsystem oder einem Außenputz nicht selten vorkommen und mitunter dramatische Folgen haben können, wird dennoch regelmäßig über die optische Qualität dieser Leistungen gestritten. Denn im Gegensatz zu technischen Mängeln, die häufig lange Zeit verborgen bleiben, sieht man einen optischen Mangel unmittelbar, spätestens nach dem Entfernen des Gerüstes. Kern des Streits um die Frage „Liegt ein optischer Mangel vor oder nicht?“ sind meistens die Betrachtungs- und Beurteilungsbedingungen. Ein neuer Leitfaden soll zu diesem und weiteren Problemen bei der Feststellung und Einordnung optischer Mängel eine praktische Hilfestellung geben.

 

Sichere Befestigung von Wärmedämm-Verbundsystemen

Die Standsicherheit von Wärmedämm-Verbundsystemen hängt maßgeblich von der Befestigung der Dämmplatten ab. Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften von Dämmplatten, Untergründen und WDVS-Oberflächen sind dazu jeweils abgestimmte Befestigungsmethoden zu verwenden. Mängel im Bereich der Befestigung werden häufig erst spät erkannt und sind nur schwer und teuer zu beseitigen. Mit der nötigen Kenntnis und Sorgfalt lassen sich diese jedoch vermeiden. Im Vortrag werden die entsprechenden Vorschriften für verschiedene Systeme und Anwendungsfälle erläutert und Schadensrisiken abgeschätzt. Ergänzend erhalten die Teilnehmer Hinweise zur Bewertung und Instandsetzung.

 

Brandschutz für WDVS-Fassaden – Konstruktive Brandschutzmaßnahmen

In den vergangenen Jahren haben mehrere Gebäudebrände, die sich über die Fassade ausgebreitet haben, Schlagzeilen gemacht. Dadurch sind auch die mit dem energetischen Bauen und Sanieren verbundenen Brandgefahren in den Blickpunkt gerückt. Vor diesem Hintergrund stellt der Vortrag zunächst die letzten brandschutztechnischen Entwicklungen in Verbindung mit Dämmmaterialien vor. Er geht auf die aktuellen baurechtlichen Grundlagen von WDVS nach MBO und MVVTB ein und zeigt, welche Prüfkriterien und Vorgaben nach MVVTB Systemanbieter und anwendende Unternehmer beachten müssen. Zudem werden die Ausführungskriterien für Brandriegel erläutert und eine WDVS-Prüfung und deren Ergebnisse am Beispiel gezeigt.

 

Abriss oder Aufdopplung von WDVS? – Lösungen für energetische Verbesserungen im Bestand

Der „European Green Deal“ und die „EC Energy roadmap 2050“ geben den zukünftigen Weg im Umgang mit Bestandsgebäuden vor. Neben dem Wechsel auf zukunftsfähige Energieträger für die Beheizung von Gebäuden kommt dabei der Ertüchtigung der Gebäudehülle eine besondere Rolle zu. Dies betrifft auch Gebäude, die bereits bei der Errichtung wirksame Maßnahmen zum Wärmeschutz wie z. B. Wärmedämm-Verbundsysteme erhalten haben. Der Vortrag soll einen Überblick geben, welche Aspekte und Anforderungen bei der Ertüchtigung zu beachten sind, denn gerade das Erhalten des Bestands ist ein elementarer Bestandteil einer nachhaltigen energetischen Modernisierung.

 

Die Fortbildung wird von der dena für die Verlängerung der Eintragung in der Energieeffizienz-Expertenliste mit 7 Unterrichtseinheiten angerechnet.