Im Blickpunkt

bauschaden-Fachtagung 2019 thematisierte in Würzburg das Feuchtemanagement von Neubauten

Text: Anke Jahn | Foto (Header + Bildergalerie): © V. Engel – FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Feuchte ist zunehmend auch in Neubauten ein Problem. Aus diesem Anlass lud die bauschaden-Fachtagung 2019 am 21. März nach Würzburg ein. Circa 80 Teilnehmer folgten der Einladung, um sich über Schadensbilder und Maßnahmen zur Vermeidung von Feuchteschäden im Neubau zu informieren. Begleitet wurde die Tagung von einer Fachausstellung, die von den Partnern der bauschaden Fachtagung 2019 – Franken-Systems, SE Ventilation, Belfor Deutschland, Gripsware Datentechnik sowie VELUX Deutschland – gestaltet wurde.

Unsere aktuelle Veranstaltung zum Thema Feuchteschutz von Neubauten findet im November in Hannover statt.

Den Auftakt der Veranstaltung bildeten drei Vorträge, die sich potenziellen Schäden, ihrer Entstehung, der Ursachenermittlung wie auch rechtlichen Aspekten widmeten – und damit zunächst die Feuchteschäden von allen Seiten beleuchteten.

Dr. Peter Körber, Sachverständiger für Schäden an Gebäuden mit Büro in Hannover, stellte Messverfahren für die Feuchtemessung vor. Im Mittelpunkt der daraus entstehenden Diskussionen standen elektrische (v. a. dielektrische) Verfahren, denn deren korrekte Anwendung sei von zahlreichen Parametern abhängig.

So können die Kalibrierung, die Handhaltung, vorhandene Salze oder Leitungen oder auch die Bauteilgeometrie die Messergebnisse erheblich verfälschen. Grundsätzlich, so Dr. Körber, seien entsprechende Verfahren eher für orientierende Messungen geeignet. Daher empfahl er die anschließende Entnahme von Bohrkernen oder tomografische Messungen zu Verifizierung der erlangten Ergebnisse.

Dr. Wilfried Krah, Bauphysiker aus Gundelsheim, stellte anschließend mögliche Schadensbilder vor und machte dabei die bauphysikalischen Prozesse von Feuchteeinträgen bewusst, z. B. für Standardkonstruktionen aus Mauerwerk und Putz. In Bezug auf die Feuchtemessung stellte er ergänzend fest, dass es zur Klärung von Schadensursachen vor allem darauf ankäme, zunächst die Mess-Ziele festzulegen.

Zur abschließenden Betrachtung von Feuchteschäden ging Professor Thomas Karczewski, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht bei Rembert Rechtsanwälte in Hamburg, auf rechtliche Aspekte von (Feuchte)Schäden und die Frage der Haftung ein. Bezüglich der Bedenkenmitteilung stellte er fest, dass die daraus hervorgehende Hinweispflicht v. a. den Auftraggeber vor Schaden bewahren solle. Diskussionen entstanden anschließend um die Schriftform, z. B. bei E-Mail-Zustellung eines Bedenkenhinweises. Laut Professor Karczewski könne auch eine Lese- und Übermittlungsbestätigung den Zugang und die Kenntnisnahme einer Nachricht unter Umständen nicht ausreichend beweisen.

Im Laufe des Nachmittags bekamen die Teilnehmer v. a. Tipps zur Feuchtevermeidung geboten. Michael Thiesen, Baubiologe aus Koblenz, ging zunächst auf das Feuchtemanagement ein. Seine kurze Umfrage unter den Teilnehmern überraschte mit der Erkenntnis, dass zwar fast zwei Drittel der Teilnehmer mit Schimmel zu tun haben, doch kaum einer aktiv ein Feuchtemanagement umsetze. Herr Thiesen betonte im weiteren Verlauf insbesondere die Bedeutung einer ausreichenden Bautrocknung und gab den Teilnehmern als Tipp mit auf den Weg, die Trocknungsleistung der eingesetzten Systeme immer entsprechend dem Feuchteaufkommen zu berechnen. Ebenso gab er Tipps für die Umsetzung feuchtearmer Konstruktionen.

An diesen Punkt schloss Dr. Mario Blei vom Privatinstitut für Innenraumtoxikologie – Dr. Blei in Jena an. Denn feuchtearme Konstruktionen bestehen häufig aus organischen Baustoffen, die durch Feuchte wiederum besonders schwer geschädigt werden. Er betonte, dass für eine erfolgreiche Sanierung zwischen Schimmelpilzen, Bakterien und anderen mikrobiologischen Lebewesen durchaus zu unterscheiden sei, auch wenn der aktuelle Schimmelleitfaden des Umweltbundesamts dies nicht (ausreichend) berücksichtige. So seien z. B. Bakterien wesentlich krankheitsrelevanter als Schimmelpilze und müssten je nach Einzelfall auch entsprechend behandelt werden.

Aufklärung leistete auch Michael Müller von der SEVentilation GmbH. Er stellte die Vor- und Nachteile verschiedener Lüftungssysteme vor – vom Einbau bis zur Wartung und Hygiene. Als ein Kompromiss erwiesen sich dabei dezentrale Lüftungssysteme, für die in der Regel ein überschaubarer Aufwand anfalle, zumal sie mittlerweile auch die Anforderungen an den Schallschutz umsetzen und kaum noch Eigengeräusche produzieren.

Volker Kramer von Franken-Systems gab den Teilnehmern anschaulich und verständlich Tipps zur Abdichtung von (auch barrierefreien) Bädern nach aktueller und für viele noch immer neuer DIN 18534. Dabei sei bei der Auswahl eines Abdichtungsstoffs mittlerweile besonders auf dessen EU-Zulassung für den benötigten Zweck zu achten. Zudem berichtete er über die aktuelle Normungsarbeit. Hier sei im Gespräch, die Flüssigabdichtung als Innenabdichtung in die DIN 18534 aufzunehmen. Erfolgreiche Beispiele für diese noch nicht normenkonforme Ausführung überzeugten durch moderne Gestaltung und einfache Pflege.

Im Abschlussvortrag erinnerte der Bauchemiker und Bauphysiker Dr. Wolfhard Böttcher aus Hamburg an die Feuchteprozesse in mineralischen Baustoffen. Dabei stellte er den Zusammenhang von Sorption und Porosität dieser Baustoffe anhand eines Beispiels heraus.

Während der Pausen tauschten sich die Teilnehmer rege mit Kollegen über die Fachthemen wie auch über die aktuellen Innovationen der Aussteller aus. Alles in allem ein gelungener Tag vor der historischen Kulisse der Residenz Würzburg.

Unsere Partner in Würzburg:

JETZT ABONNENT WERDEN UND KEINE AUSGABE VERPASSEN:

der bauschaden

Fachzeitschrift zur Beurteilung, Sanierung und Vermeidung von Bauschäden